Die 205 Group RAF stellte im Zweiten Weltkrieg die einzige mobile Streitmacht schwerer Nachtbomber im Mittelmeerraum. Sie operierte hauptsächlich von Stützpunkten in Ägypten, Libyen, Tunesien und Italien aus, mit gelegentlichen Ausflügen nach Malta, Griechenland und in den Irak, und griff taktische und strategische Ziele entsprechend den Anforderungen des größeren Krieges im Schauplatz an. Verglichen mit der Anzahl der dem Bomber Command im westeuropäischen Kriegsschauplatz zur Verfügung stehenden Flugzeuge war die Truppe relativ klein und setzte die ehrwürdige Vickers Wellington weiterhin ein, lange nachdem dieses Flugzeug in die Ausbildungsrolle im Vereinigten Königreich verbannt worden war. Wie ihre in Großbritannien stationierten Gegenstücke sollten die Nachtbomber eine strategische Rolle spielen und Ziele abseits der unmittelbaren Kampffront bombardieren. Die Anforderungen des Krieges im Nahen Osten und im Mittelmeerraum lenkten die Bomber jedoch bald von ihrer strategischen Rolle ab und führten dazu, dass sie viel näher an der Front operierten, um die unter Druck geratenen Bodentruppen zu unterstützen. Die Bomberstaffeln in Nordafrika operierten normalerweise von vorgerückten Landeplätzen aus, die aus der kahlen Wüste herausgekratzt wurden und nur über ein paar Zelte als Unterschlupf verfügten. In Italien hatten sie zwar mehr oder weniger dauerhafte Stützpunkte, aber sie lebten immer noch in Zelten (wenn sie Glück hatten), oft umgeben von einem Meer aus Schlamm. Es gab keine Kneipen, oft kein Bier und der einzige Kontakt zu ihren Familien waren die mit Spannung erwarteten Briefe aus der Heimat. Auch bei den Staffeln in England klopfte Rommel nicht ständig an die Tür. Daher wurden die Einsätze der Nachtbomber im Nahen Osten und im Mittelmeer oft vom allgemeinen Kriegsverlauf vor Ort bestimmt. Das Auf und Ab der Landschlachten bestimmte nicht nur die Aktivitäten der Nachtbomber, sondern auch deren Standort. Dieses Buch erzählt ihre Geschichte.