Ich betrachtete mich nicht als Faulpelz. Schon in meiner Kindheit habe ich mir selbst beigebracht, anvertraute Aufgaben gewissenhaft und sorgfältig auszuführen. „Im Krieg ist es kein Geheimnis, dass die Gelegenheitsspieler nicht überleben.“ Jewgeni Nikolajew war einer der führenden Scharfschützen Russlands im Zweiten Weltkrieg und seine Memoiren liefern einen beispiellosen Bericht über Fronteinsätze an entscheidenden Kriegsschauplätzen. Nikolaev wird eine bemerkenswerte Zahl von 324 Abschüssen zugeschrieben und sein Kriegsdienst umfasste die Zeit bei der Belagerung Leningrads 1941/1942. Seine Memoiren sind kein neutraler, unpolitischer Bericht. Weit davon entfernt. Nikolaev behauptet beispielsweise, dass Finnland Russland angegriffen habe. Als Mitglied des NKWD ist es nicht verwunderlich, dass seine Memoiren voller historischer Fehlinterpretationen und Rechtfertigungen für die Aktionen der Agentur sind. Ebenso ist Nikoalev seinen Nazi-Gegnern gegenüber abweisend. Bei mehreren Gelegenheiten bezeichnet er seine Nazi-Kollegen als Banditen und Abschaum und fleht den Leser an: „Werft einen Blick auf die Bestie von einem Bastard, die ich versteckt habe.“ In lebhaften, fesselnden Erinnerungen schildert er seine Taten in einem heiliges heroisches Licht. Er beschreibt den Komfort der deutschen Schützengräben, die mit Telefonanschlüssen ausgestattet sind, im Vergleich zu den Russen, die ohne Nahrung und Wasser fasteten und auf den Moment für einen perfekten Schuss warteten. Er behauptet, der russische Soldat sei ein moralischer Krieger gewesen und habe nur mit Kopf- oder Herzschüssen getötet. Nikolaev beschreibt nicht nur Einzelheiten seiner Tötungen, sondern erklärt auch, wie sein Leben gerettet wurde, als eine explosive Gewehrkugel eine Uhr traf, die er in seiner Jackentasche trug. Sein Leben wurde von einem Chirurgen gerettet, der alle Teile der Uhr herauszog.