John Tiptoft, Earl of Worcester, ist wohl die faszinierendste, umstrittenste und möglicherweise missverstandenste Figur der Zeit der Rosenkriege. Er war politisch versiert und bekleidete eine Reihe wichtiger Ämter, zunächst unter dem Lancastrianer Heinrich VI. und dann unter dem Yorkisten Eduard IV. Als Mann der Tat hatte er Kommandos auf beiden Seiten und zur See in England, Irland und Wales inne. Als Constable von England fungierte er als Edwards Vollstrecker und erhielt für seine Enthauptungen und Pfählungen den Beinamen „Schlächter von England“. Er war aber auch ein herausragender Renaissance-Gelehrter, der in Oxford, Padua und Ferrara studierte, ein Büchersammler und Mäzen. Dies macht ihn in Verbindung mit seinen politischen Aktionen zu einem proto-machiavellistischen Prinzen. Peter Spring blickt auch über das öffentliche Leben des Earls hinaus, um Einblicke in den Mann selbst zu gewinnen, und kommt zu dem Schluss, dass die verfügbaren Informationen im Allgemeinen eine attraktive Persönlichkeit offenbaren. Er präsentiert eine ausgewogene Neubewertung und sieht ihn, wie viele zeitgenössische Europäer und einige Landsleute, als einen Mann von großem Intellekt und Können, der sich den harten Aufgaben eines gnadenlosen Zeitalters nicht entzog. Worcesters Hinrichtung wegen der Anwendung des römischen Rechts wurde verspottet wie die „Gesetze von Padua“, verdeutlichten die Gefahr einer Identifizierung mit kontinentalen Einflüssen in einem England, das sich zunehmend – durch Gewohnheitsrecht, Parlament und bald auch Religion – gegen Europa definierte. Die zeitgenössische Verunglimpfung seines Charakters durch kleine englische Chronisten spiegelte eine zunehmende Abneigung gegen den Kosmopoliten wider – ein wiederkehrendes Merkmal des englischen Charakters –, das möglicherweise mit dem Brexit wieder zum Vorschein kam.